Bis jetzt ist es so: Wer sich als Münchner*in die Liste sämtlicher Partnerschaften zwischen deutschen und israelischen Gemeinden anschaut, kann nur peinlich berührt sein – München steht nämlich nicht auf der Liste.


Was keineswegs daran liegt, dass sich in Israel keine Stadt gefunden hätte, die bereit gewesen wäre, mit München freundschaftliche Bande zu knüpfen, es ist die bayerische Landeshauptstadt, die bislang unwillig war.
Die Aktiven in der AG München haben sich 2018 gesagt: So kann’s nicht weitergehen, eine Städtepartnerschaft muss her. Bei der Überlegung, wer denn nun am besten zu uns passen würde, kamen wir auf zwei Namen: Tel Aviv und Haifa.

Für Haifa sprechen Gemeinsamkeiten: Beide sind die jeweils drittgrößte Stadt ihres Landes, sie sind technikaffin und beherbergen jeweils eine der bedeutendsten Technischen Hochschulen, die TU München und das Technion in Haifa. Beide sind wirtschaftsstark, und in beiden funktioniert das interkulturelle Leben überdurchschnittlich gut. Aber auch das überbordend lebendige, tolerante Tel Aviv würde gut passen.


Anrufe beim für die Partnerschaften zuständigen Protokollamt der Stadt ergaben: Die Stadt wünscht keine weiteren Partnerstädte, zuviel Aufwand, hieß es. Kein Grund für uns, aufzugeben. Wir haben versucht, ein paar Pflöcke einzuschlagen und als erste Aktion für den Israel-Tag 2018 zwei Bierbrauer aus Haifa eingeladen, nach München zu kommen und zusammen mit dem Richelbräu ein München-Haifa-Freundschaftsbier zu brauen, das wir Haifator genannt haben.


Beim darauffolgenden Israel-Tag haben wir die Verbindung mit Wein hergestellt, oder besser: Wir haben eine bestehende Verbindung gefeiert. Denn nicht nur Städte können sich zusammentun, auch Weingüter. Die seit 12 Jahren aktiven Twin Wineries sind Verbrüderungen von jeweils einem deutschen und einem israelischen Spitzenweingut. Zwei davon haben wir vorgestellt: Das Weingut Stemmer aus Rheinhessen, das mit Hai Vortman aus Haifa verbandelt ist, haben wir bei einem Weindinner präsentiert; koscheren Silvaner vom Frankenweingut Wirsching und Rotwein von Kishor in Galiläa haben wir auf dem Israeltag 2019 ausgeschenkt.


Um die Sache mit der Städtepartnerschaft voranzubringen, haben wir uns vor zwei Jahren auch an Hans-Jochen Vogel – ehemals Münchner Oberbürgermeister, außerdem Gründungsmitglied der DIG – gewandt, in der Hoffnung, er könne bei OB Reiter ein gutes Wort einlegen. Ob er es noch getan hat? Möglicherweise, wir wissen es nicht. Was wir hingegen äußerst erfreut zur Kenntnis genommen haben, ist, dass die im Mai 2020 angetretene neue grün-rote Stadtratskoalition eine Willenserklärung zur Gründung einer Partnerschaft mit einer israelischen Stadt – Tel Aviv und Haifa sind im Gespräch – abgegeben hat.

Zum Wohl: Generalkonsulin Sandra Simovich besucht den Richelbräu, wo die Brauer Erik und Leonid aus Haifa und Günther aus München im Auftrag der DIG München den Haifator gebraut haben.